IM HERZEN DER GESCHICHTE

Beim Turkcell Platinum Bosporus Cup stehen der Austragungsort und die Menschen genauso im Fokus wie das Yachtrennen – drei Wettkampftage mitten in Istanbul, eine Stadt mit einer reichen Geschichte, die verschiedene Kulturen beherbergt. Das attraktive Rennen auf einem international bekannten Seeweg verbindet Kontinente und Nationen. Seit die Veranstaltung vor 15 Jahren ins Leben gerufen wurde, hat sie stetig an Format, Selbstbewusstsein und Identität dazugewonnen. Der Gesamtsieger des Rennens 2016 heißt Orient Express VI von Eigner Bülent Atabay.

Das Konzept der Veranstaltung ist einfach: Zwei Tage küstennahe Kurzrennen auf dem Marmarameer werden ergänzt von dem Race on the Bosphorus, 21 Seemeilen lang und ein beispielhafter, außergewöhnlicher Moment für die Veranstaltung, den Sport sowie für die Stadt und das Land.

Eine nicht zu verpassende Gelegenheit

Für die Teilnehmer wie Pavel Dukov aus Bulgarien mit seiner 42-Fuß-Yacht Petra ist das Rennen jeden Aufwand wert. „Es ist das fünfte Mal, dass ich hier bin. Das Race on the Bosphorus ist spektakulär und bietet eine große Abwechslung zu jeder anderen Mittelmeer-Regatta.“ Das Rennen mit „einer Horde guter Kumpels“, sagt Dukov, dreht sich um Herausforderungen und Chancen. „Interessierte sollten nicht zögern, her zu kommen. Sie sollten kommen, weil es hier einmalig ist.“

Albert Kabarov aus dem weit entfernten Odessa in der Ukraine mit seiner 40-Fuß-Yacht Buyan teilt die Meinung, dass sich für das Rennen jede Anstrengung lohnt. „Ich segle nun schon seit vielen Jahren und wollte schon seit längerem an diesem Rennen teilnehmen. Es ist ein besonderer Ort. Die Tatsache, dass nur ganz selten auf dem Bosporus segeln werden darf, macht es besonders attraktiv.“

Große Visionen

Der Bosporus Cup stammt aus einer Idee des erfahrenen Hochseeseglers Orhan Gorbon. „Ich bin auf dem Bosporus gesegelt als ich ein Kind war. Sehr schnell war ich davon überzeugt, dass der Bosporus ein magnetischer Ort für ein Grand-Prix-Yachtrennen sein könnte.“

Seit 2002 geht es ständig bergauf, und die Veranstaltung wächst weiter und kommt Gorbons Vorstellung, mehrere Ziele auf einmal zu erreichen, ständig näher. „Wir wollen Istanbul, den Bosporus und den Segelsport fördern. Wir wollen deutlich machen, dass Yachtrennen im Herzen einer Metropole möglich sind.“

Ein fesselnder Ort

Unten an der Küste lässt sich leicht ausblenden, dass es sich um das Zentrum der siebtgrößten Stadt der Erde handelt. Allein die Verkehrsströme auf den Bosporus-Brücken oder der Blick von einer Aussichtsplattform über die Stadt erinnern daran.

Gorbon ist fest davon überzeugt, dass „Istanbul aufgrund seiner Lage, Geschichte und Architektur eine beeindruckende Kulisse für Segler, Zuschauer und Medien bietet, die Küstenlinie zudem einen herrlichen Anblick. Das Wasser ist direkt an der Promenade tief, und die Rennen sind hautnahe zu verfolgen.“

Jubiläumssieg

Die diesjährigen Wettfahrten waren geprägt von schwächeren Winden als gewöhnlich, und das geplante Programm über fünf Rennen musste verkürzt werden. Am Freitag und am Sonnabend wurde jeweils nur eine Wettfahrt ausgetragen. Und wegen totaler Windstille konnte am Sonntag gar nicht gesegelt werden. Gesamtsieger wurde die Orient Express VI mit einem ersten und einem zweiten Platz vor der Renault Farr Away mit einem dritten und einem ersten Rang.

Bei der Siegerehrung wurde der Crew der Orient Express VI der Bosporus Cup überreicht. Ein „süßer“ Sieg zum Jubiläum, denn Atabay hatte auch die erste Auflage der Veranstaltung gewonnen. Der zufriedene Eigner: „Orient Express ist ein schnelles Boot. Es ist robust und lässt sich sehr gut segeln. Wir lieben die See, wir lieben Rennen. Es ist ein tolles Gefühl, diese Jubiläumsveranstaltung gewonnen zu haben. Allen voran bin ich der Crew sehr dankbar. Es war eine großartige Leistung.“

Trophäe mit bewusstem Design

Die Trophäe, die Atabay überreicht bekam, spiegelt die verschiedenen Aspekte wider, die die Veranstaltung so einzigartig machen. Der Designer, Can Yalman, ist ein langjähriger Freund von Gorbon und Absolvent der weltweit bekannten Parsons School of Design New York. Auch er teilt eine Leidenschaft fürs Segeln, Wasser und seine Heimatstadt. „Ich wollte eine Trophäe gestalten, die verschiedenen Elemente enthält – auf dem Bosporus treiben, mehrere Kulturen, die wetteifern, das Rennen direkt zwischen Europa und Asien und die Bedeutung des Sieges (Victory). Deshalb formen die beiden nebeneinandergestellten Segelboote ein V.“

Die Gestaltung der Trophäe ist so beeindruckend, dass ihre Form auch als das Logo der Veranstaltung dient. Für Yalman ist das der Beweis, dass die Trophäe mehr als ein Stück Metall und Kristall darstellt. Sie gibt dem Rennen ein Gesicht.

Triumph der Technologie

Die Trophäe ist ein Beispiel, wie die Veranstaltung ihr Ziel erreicht, mehr als ein einfaches Yachtrennen zu sein. Ein weiteres Beispiel ist die Herangehensweise der Organisatoren an die Vermarktung. Gorbon war schon lange überzeugt, dass der Bosporus weit mehr zu bieten hat als nur guten Segelsport. Die Küstenlinie ist eine attraktive Möglichkeit, um Zuschauer und Sponsoren anzulocken.

Die Videoübertragung ist eine weitere Schlüsselkomponente. Die Wettfahrten 2016 konnten per Livestream auf der Homepage des Rennens, der App BC Live und auf der App des Hauptsponsors Turkcell Platinum verfolgt werden. Turkcell lieferte mit vier Kameras auch eine beeindruckende LTE-Übertragung für die Zuschauer vor Ort.

Das war aber noch nicht alles in puncto technologischer Weiterentwicklung. Zuschauer und Fans konnten mit der Turkcell-App „exectly here“ genau nachvollziehen, an welchem Ort sich die teilnehmenden Boote während der Rennen befanden. Die BC-Live-App lieferte direkt nach den Zieleinläufen automatisch die Zeiten und Zwischenstände.

Die 15. Auflage des Turkcell Platinum Bosphorus Cup vom 26. bis 29. Mai wurde von ORG Sports und dem türkischen Segelverband organisiert. Der türkische Telekommunikationsanbieter Turkcell ist Hauptsponsor der Veranstaltung.

Endresultat

Position/Yacht/Eigner/Bootstyp/Rennen 1/Rennen 2/Gesamt

1./Orient Express VI/Bülent Atabay/Farr 55/1./2./3

2./Renault Farr Away/Team Özonur/Farr 40/3./1./4

3./Farrfara/Erhan Uzun/Farr 40/2./3./5